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Von der Wahlempfehlung des Arbeitgebers hin zum Burnout?

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Das Foto zeigt ein Wahlplakat. Die Frage ist, inwiefern die Wahlempfehlung eines Arbeitgebers Auswirkungen auf die psychische Gesundheit.

In Deutschland haben wir das Recht auf Meinungsfreiheit und demokratische Wahlen. Diese grundlegenden Rechte gelten uneingeschränkt für alle. Doch trotz dieser rechtlich verbrieften Freiheit erleben einige Arbeitnehmer am Arbeitsplatz zunehmend eine Einschränkung ihrer Meinungsäußerung. Offiziell wird zwar nichts verboten oder erzwungen, aber hier zählt das persönliche Erleben. Oftmals fühlen sie sich gezwungen, sich anzupassen, da im Team ein hoher Konformitätsdruck bezüglich „Meinungsverbote“ herrscht oder der Arbeitgeber bestimmte Wahlempfehlungen ausspricht.

Infolgedessen unterdrücken einige Arbeitnehmer ihre eigene Meinung, insbesondere wenn es um tieferliegende Wertekonflikte geht. Diese Werte sind das Ergebnis lebenslanger Sozialisierungprozesse und lassen sich nicht einfach durch Einsicht oder Lernen ändern (wie bei Verteilungskonflikten, etc). Ein solcher Konformitätsdruck kann dazu führen, dass Mitarbeiter befürchten soziale Unterstützung zu verlieren. Aus Angst anzuecken verstellen sie sich und unterdrücken ihre Emotionen dauerhaft. Dies ist nicht nur ungesund, sondern kann auch ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Viele Mitarbeiter haben gelernt, dass es besser ist, ihre Meinung zurückzuhalten.

Vom Zwang sich verstellen zu müssen und den damit verbundenen negativen Auswirkungen

Zahlreiche Studien belegen, dass das ständige Verstellen und Regulieren von Emotionen am Arbeitsplatz erhebliche negative Auswirkungen auf die psychische Gesundheit haben kann. Dazu gehören erhöhtes Stressniveau, emotionale Erschöpfung und ein erhöhtes Risiko für Burnout sowie andere psychische Störungen.

Bereits Hochschild (1983) prägte den Begriff der “Emotionsarbeit”. Sie untersuchte, wie Menschen in Berufen betroffen sind, in denen sie ihre Emotionen regulieren müssen. Ihr Untersuchungsfeld damals waren die Stewardessen der Fluglinien, die stets freundlich mit einem Lächeln aufzutreten hatten. Sie fand heraus, dass emotionale Arbeit zu Entfremdung und emotionaler Erschöpfung führen kann. Dies gilt sowohl im Umgang mit Kunden als auch mit Kollegen.

Grandey (2000) zeigte, dass das ständige “Oberflächenhandeln”, bei dem Mitarbeiter ihre wahren Emotionen verbergen, zu emotionaler Erschöpfung und reduzierter Arbeitszufriedenheit führt. Auch Brotheridge & Lee (2002) fanden heraus, dass emotionale Arbeit die psychische Gesundheit stark beeinträchtigen kann. Mitarbeiter, die regelmäßig ihre Emotionen unterdrücken müssen, erleben häufiger emotionale Erschöpfung und haben ein höheres Risiko für Burnout. Zapf et al. (2001) bestätigten diesen Zusammenhang und zeigten, dass emotionale Dissonanz – das Gefühl, nicht authentisch zu sein – ein starker Prädiktor für Burnout ist.

Vor diesem Hintergrund sollten sich Arbeitgeber bewusst sein, dass die Wahlempfehlungen sich negativ auf die Gesundheit ihrer Mitarbeiter auswirken können. Dies gilt umso mehr, je vehementer die “Empfehlung” einen Konformitätsdruck erzeugt und den Mitarbeiter in einen erwünschten Meinungskorridor presst.

Negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Mitarbeiter reduzieren die Leistungsfähigkeit und damit den Wert eines Unternehmens. Damit lässt sich Schlussfolgern, dass Wahlempfehlungen den betriebswirtschaftlichen Interessen der Unternehmenseignern entgegen laufen.

Wie sich messen lässt, ob die Arbeitsumgebung bereits emotionale Erschöpfung durch Konformitätsdruck erzeugt

Offene und ehrliche Kommunikation am Arbeitsplatz ist daher eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden der Mitarbeiter. Der BASA IV prüft im Bereich der wahrgenommenen Unterstützung am Arbeitsplatz die Bedingung: „Bei der Arbeit kann man sich in den meisten Fällen authentisch verhalten.“ Wenn dies nicht der Fall ist, sind gesundheitliche Probleme bei den Mitarbeitern und negative Auswirkungen auf die emotionale Bindung zum Team und zum Unternehmen vorprogrammiert.

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